CDRmare Science Stories

Arten-Inventur am Nordseeboden
Welche Meerestiere leben dort, wo Kohlendioxid unter der deutschen Nordsee gespeichert werden könnte?
Als Kind träumte Vanessa Fromme davon, Tierentdeckerin zu werden. Im CDRmare-Verbund GEOSTOR lässt die Meeresbiologin diesen Traum nun Wirklichkeit werden: Die Oldenburgerin erfasst, welche Organismen genau dort am Meeresboden leben, wo Deutschland in einigen Jahren wahrscheinlich CO2 tief unter der deutschen Nordsee verpressen wird. Mit ihrer Arbeit legt sie den Grundstein für künftige Artenzählungen, mit denen die Auswirkungen der CO2-Speicherung auf das Ökosystem am Meeresboden überwacht werden sollen.

Die schwierige Geburt eines Unterwasser-Wächters
Christian Meurer entwickelt SPIRULA, einen Roboter, der den Meeresboden eigenständig nach Gas-Leckagen absuchen soll
Wenn Deutschland eines Tages abgeschiedenes Kohlendioxid (CO2) tief unter der Nordsee oder aber im Untergrund der Tiefsee verpressen will, braucht es Technologien, die den Meeresboden überwachen und mögliche CO2-Leckagen detektieren. Der Bremer Softwareingenieur und Systementwickler Christian Meurer tüftelt an einem solchen System. SPIRULA heißt es und soll eigenständig in spiralförmigen Bahnen am Meeresboden patrouillieren. Bis dahin aber ist es noch ein langer Weg, wie ein erster Testlauf im Mittelmeer jetzt zeigte.

Die unbekannten Vorlieben des Palmentanges
Warum Florian Stahl eine bislang wenig beachtete Nordsee-Braunalge erforscht
Auf den ersten Blick spricht alles für den Palmentang: Die Braunalge fühlt sich wohl in der Nordsee. Sie wächst hier auf eine Länge von bis zu zwei Metern heran und kann bis zu zehn Jahre alt werden. Der Palmentang wäre demzufolge der ideale Kandidat, um neue Kelpwälder in der deutschen Nordsee anzupflanzen und damit die natürliche CO2-Aufnahme des Meeres zu erhöhen. Der Teufel aber steckt im Detail, weiß Florian Stahl. Der Bremer Meeresökologe arbeitet an einem Verfahren, mit dem sich die Alge vielfach kultivieren und großflächig ansiedeln ließe. Der Palmentang stellt dabei kaum eine Herausforderung dar – die Nordsee und ihr Wetter dafür umso mehr.

Wie viel Kohlenstoff speichern Deutschlands Salzmarschen?
CDRmare-Expertinnen liefern erste Bestandsaufnahme
Die Hamburger Biologinnen Ella Logemann und Clarisse Gösele haben geschafft, was zuvor niemand gewagt hat. In monatelanger Feld- und Laborarbeit haben sie herausgefunden, wie viel Kohlenstoff Deutschlands Salzmarschen speichern und welche Treibhausgasmengen die Küstenökosysteme abgeben. Ihre Forschungsergebnisse werden nun helfen, zu entscheiden, ob und wo eine Wiederherstellung und Erweiterung der Salzmarschen aus Sicht des Klimaschutzes sinnvoll wären.

Warum ein Forschungsprogramm zur CO2-Entnahme ein Ethikteam braucht
Fragen der Gerechtigkeit
Als Philosoph und Klimaethiker nimmt Lukas Tank eine entscheidende Rolle innerhalb der Forschungsmission CDRmare ein. Gemeinsam mit zwei Kolleg:innen fasst er jene moralischen Überlegungen zu CO2-Entnahmemethoden in Worte, welche die meisten Menschen im Hinterkopf haben, jedoch nur selten aussprechen. Sich mit diesen impliziten Vorbehalten oder auch Argumenten für eine CO2-Entnahme auseinanderzusetzen, ist jedoch unerlässlich. Bestimmen sie doch maßgeblich, wie wir Methoden zur CO2-Entnahme bewerten und über mögliche Einsätze entscheiden werden.

Kohlendioxid-Speicherung tief unter dem Meer
Ein Wegbereiter aus Überzeugung
Obwohl auf internationaler Ebene alle Weichen gestellt sind, ist es aufgrund rechtlicher Hürden in Deutschland bislang nicht möglich, abgeschiedenes Kohlendioxid tief unter dem Meeresboden der deutschen Nord- und Ostsee zu verpressen. Rechtswissenschaftler Lennart Westmark von der Universität Hamburg hat deshalb die Aufgabe übernommen, juristische Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Sein Ziel: Mehr Klarheit und Rechtssicherheit für den Fall, dass die Politik den Startschuss gibt für unterirdische CO2 -Speicherprojekte in deutschen Gewässern.

Mehr lokale Unterstützung für Projekte zur Wiederherstellung und Erweiterung von Seegraswiesen und Salzmarschen an deutschen Küsten
Auf den Aha-Moment kommt es an
Sollte sich Deutschland entschließen, seine Salzmarschen, Seegraswiesen und Tangwälder zu erweitern, um durch eine verstärkte Kohlendioxidaufnahme dieser Ökosysteme einen Teil seiner Restemissionen zu kompensieren, braucht es dafür die Unterstützung der Küstenbevölkerung. Unter welchen Voraussetzungen diese gewillt ist, entsprechende Projekte mitzutragen, und welche wirtschaftlichen Perspektiven sich daraus ergeben könnten, erforschen die Geographen Michael Fink, Sarah Rabe und Kremena Burkhard im Rahmen von CDRmare.



